Inspiration

Gastbeitrag: Die COP Konferenz - Worum es geht und warum sie so wichtig ist

von Burcu Genç

Lasst uns kurz zurückblicken. 1992 versammelten sich 2.400 NGOs und zivilgesellschaftliche Organisationen zusammen mit 172 Ländern, 116 Präsident*innen und Premierminister*innen in Rio de Janeiro zum Erdgipfel, um über die jüngsten Warnungen der Wissenschaftler*innen zum Klimawandel zu diskutieren. Sie einigten sich auf die Agenda 21, 21 Prinzipien für eine nachhaltige Entwicklung enthält. Außerdem wurden drei rechtsverbindliche Übereinkommen angenommen:

  • UN-Konvention über die biologische Vielfalt (UNCDB)

  • UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel (UNFCCC)

  • UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD).

Die UNFCCC ist am 21. März 1994 in Kraft getreten. 197 Länder haben sie ratifiziert. Diese Länder nennen wir Vertragsparteien der Konvention. Die Vertragsparteien kommen jedes Jahr zu einem Treffen zusammen, das wir Konvention der Vertragsparteien nennen, oder anders ausgedrückt: die COP-Konferenz. Das Pariser Abkommen, welches auf der COP 21 im Jahr 2015 getroffen wurde, erkennt an, dass der Klimawandel real ist, und verpflichtet alle Parteien, effektiv zu handeln.

Quelle: www.ukcop26.org

Was ist der effizienteste Weg, um die mit dem Klimawandel verbundenen Auswirkungen zu verhindern?

Wir müssen die Emissionen von Treibhausgasen (THGs) reduzieren, die eine Kombination von Gasen sind. Im Falle übermäßiger Emissionen kann es zu schwerwiegenden (Gesundheits-)problemen für alle Lebewesen und für den Planeten kommen. Die rasche Veränderung des Klimas, die wir derzeit erleben, kann auf menschliche Aktivitäten seit der industriellen Revolution zurückgeführt werden. Wenn wir zum Beispiel unsere Häuser mit Kohle heizen, dann geben wir COan die Atmosphäre ab. Viele denken, dass ihre Häuser so winzig sind, dass der CO2-Ausstoß die Atmosphäre nicht stören wird. Aber alles ist miteinander verbunden.

In der Türkei verpachtet der Staat beispielsweise Wälder für private Unternehmen. Die marktorientierten globalen Unternehmen öffnen Gruben in den Wäldern, um die Kohle aus der Erde zu holen, verwenden dabei viel Benzin und schädigen die Wälder. Da diese Unternehmen profitorientiert sind, nutzen sie die billigsten und schmutzigsten Optionen, um die Kohle aus der Erde zu holen. Sie scheren sich nicht um soziale Rechte der Bergleute und wollen nur, dass man mehr Kohle/Öl kauft. Je mehr sie verkaufen können, desto mehr Gewinn machen sie. Doch wenn mehr Kohle verbraucht wird, wird mehr CO2 ausgestoßen und die Treibhausgase werden so dicht, dass sie das einfallende Sonnenlicht blockieren, das aus der Atmosphäre entweichen muss. Da die dünne Luft-Reflexionskapazität voll mit THGs ist, bleiben die THGs in der Atmosphäre. Die Wissenschaftler*innen sind sich einig - die THGs in der Atmosphäre müssen sich verringern und zwar so wie zu vorindustriellen Zeiten (1800er Jahre mit 280 ppm - parts per million).

Diese kleine Geschichte unterstreicht, dass man alleine zwar etwas tun kann, indem man auf Kohle verzichtet, aber eben nicht viel. Es ist die Bedeutung der Kollektivität, die auf die Bühne kommt: Stärke durch Verbundenheit.

Nun kommen wir zurück zu unserem Ausgangspunkt. Die COP: Kollektives Handeln fürs Klima.

Die Regierungen sollten sich jedes Jahr treffen, um zu sehen, was sie in einem Jahr gegen den Klimawandel getan haben. Wie sehr haben sie ihre Treibhausgasemissionen reduziert? Was können sie tun, um die Emissionen noch weiter zu reduzieren? Um zu zeigen, was sie getan haben und Erfahrungen auszutauschen, treffen sich die Vertragsparteien der Konvention in der Konferenz, welche die Conference of the Parties (COP) genannt wird.

Das erste COP-Treffen fand bereits 1995 in Deutschland statt. In gewisser Weise hat die COP ihr Grundstudium zwar abgeschlossen aber lebt immer noch in einer WG. Oder lasst es mich so sagen: Die Länder hätten mehr tun können.

Es ist wichtig, die COP26 zu berücksichtigen, da die Regierungen der Vertragsparteien dort erklären, was sie im letzten Jahr getan haben und was sie im nächsten Jahr tun werden. Dafür ist es wichtig, eine öffentliche Meinung zu schaffen, um unser eigenes Land und auch die anderen teilnehmenden Länder im Klimaschutz voranzutreiben.    

Das erste, was die Regierungen aufgrund von COVID-19 abgesagt haben, war das COP-Treffen, das 2020 stattfinden sollte. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die Länder entweder keine schnellen Maßnahmen ergreifen oder nicht über die Klimakrise sprechen wollen. Wir haben erlebt, dass es einfacher ist, ein COP-Treffen abzusagen als andere Treffen. 

Aber die Klimakrise ist da. Sie ist in den Buschfeuern zu sehen, die den westlichen Teil der USA, Australien und Sibirien niedergebrannt haben. Sie ist in der Dürre zu sehen, unter der die Türkei leidet, ebenso wie in den Überschwemmungen in China und Südostasien und in den Wüsten Nordafrikas und Lateinamerikas. Die Menschen leiden tagtäglich unter den Folgen in den entwickelten, den Entwicklungs- und den am wenigsten entwickelten Ländern. Die Menschheit kann es sich nicht leisten, die Treffen zu verschieben.

Die Pandemie riss die Menschheit auseinander: Grenzen wurden geschlossen, Millionen verloren ihre Arbeit, Millionen starben, Millionen wurden geheilt. Die Menschheit war so schwach, dass sie die Situation ein Jahr lang nicht bewältigen konnte. Die Wissenschaftler*innen sagen, dass dies die Simulation der Auswirkungen der Klimakrise war. Im Jahr 2020 gab es 30 Stürme. Der Rekord lag zuvor bei 28 Stürmen im Jahr 2005. 2020 war das wärmste Jahr der Aufzeichnung. Allein im Jahr 2020 wurden 210$ Milliarden durch Naturkatastrophen verloren. Die Eingeborenengemeinschaften im Amazonas leiden unter COVID-19 sowie unter der Abholzung. Auf den Atlantikinseln werden die Ureinwohner zu Klimaflüchtlingen, da sie ihr Land durch den steigenden Meeresspiegel verlieren. Indonesien verlegt seine Hauptstadt Jakarta, da die Schutzwälle durch den steigenden Meeresspiegel pro Jahr um 25 cm sinken.

Aus all diesen Gründen ist die COP26 eine der wichtigsten Versammlungen. Wir, als Öffentlichkeit, müssen auf die Politiker*innen reagieren und sagen "genug ist genug". Es ist wichtig, jetzt zu handeln, nicht erst morgen. Der morgige Tag ist schon da. Wir müssen die Parteien fragen, was sie in den letzten zwei Jahren für die Klimakrise getan haben, um die biologische Vielfalt, die Ökosysteme und die Menschheit zu schützen. Wir müssen fragen, wie viel sie die Treibhausgasemissionen der Industriesektoren reduziert haben, wie viel sie getan haben, um die Arbeitnehmer*innen für einen gerechten Übergang zu schützen, wie viel sie getan haben, um unser bisheriges Wirtschaftssystem in eine grüne und kreislauforientierte Wirtschaft zu verwandeln.

Wir müssen es wissen, wir müssen es beobachten, wir müssen es überwachen, und wir müssen neue Kontrollmechanismen schaffen. Die Menschen sollten die Länder und die Parteien kontrollieren, wenn niemand sonst sie kontrolliert.

OK, aber was ist unsere Referenz? Nehmen wir an, dass die Europäische Union beschlossen hat ihre THG-Emissionen bis 2030 um 55 % zu reduzieren, ist das genug? Woher wissen wir, ob es genug ist?

Im Jahr 2015 haben 190 von 197 Ländern (einschließlich der USA) das Pariser unterzeichnet und ratifiziert. Sieben Länder, die das Abkommen nicht ratifiziert haben, sind Iran, Irak, Libyen, Türkei, Jemen, Südsudan und Eritrea

Das Pariser Abkommen verpflichtet die Länder, ihre Pläne zur Emissionsreduzierung vorzulegen, die als Nationally Determined Contributions (NDCs) bezeichnet werden. Mit diesen Plänen will das Abkommen die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C begrenzen, vorzugsweise liegt das Ziel bei 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau.

Darüber hinaus fordert das Pariser Abkommen von den Unterzeichnerparteien, ihre NDCs innerhalb von 5 Jahren fertig zu stellen. Im Jahr 2020 sollten alle Unterzeichnerparteien ihre NDCs abgegeben haben.
In diesen NDCs erklären sie, was sie tun werden, um ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren, um das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen und wie sie eine widerstandsfähige Gemeinschaft aufbauen werden, um sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und diese abzuschwächen. Mit anderen Worten: Sie erklären ihren Fahrplan zu ihrem Netto-Null-Ziel bis 2050. Dieses müssen sie erreichen, um den globalen Temperaturanstieg bei 1,5°C zu halten.

Quelle: Marcin Jozwiak

Was sind 1,5°C? Warum ist es so wichtig?

1,5°C ist die Temperaturgrenze der Welt, um das Leben, wie wir es kennen, fortzusetzen. Wenn die globale Erwärmung 1,5°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau überschreitet, würde es auf der Welt zu extremen Wetterlagen kommen, bei denen Mensch/Natur/Ökosysteme versagen und wir das Leben, wie wir es kennen, nicht mehr haben werden. Wenn wir 1,5°C halten wollen, sollten die Treibhausgasemissionen bis 2030 weltweit um 45% gegenüber den Werten von 2010 reduziert und bis 2050 neutralisiert werden. Um das zu erreichen, muss es eine große Transformation in allen kohlenstoffintensiven Sektoren geben.

Für alle, die noch nicht viel über die Klimawette wissen: Wir wollen bis zur nächsten Klimakonferenz in Glasgow im Herbst 1 Million Menschen gewinnen, die mit uns ihre Stimme für besseren Klimaschutz erheben. Mit einer real eingesparten Tonne CO(25 Euro, von der Bundesregierung als Steuer festgelegt) bist Du dabei! Wir wollen zeigen: Klimaschutz ist uns wirklich wichtig! Ob durch eigene Aktionen, auf der Straße oder in Glasgow. Mach mit und hilf uns, eine Transformation zu starten!

Burcu Genç arbeitet als Journalistin bei EKOIQ , einem grünen Wirtschaftsmagazin in der Türkei, das 2021 sein elfjähriges Bestehen feiert. Burcu setzt sich auch für Umweltrechte in Yeşil Gelecek Derneği (Green Future Association) ein. Im Rahmen ihres Doppelstudiums hat sie ein Semester an der Europa-Universität Viadrina verbracht. Während ihres Aufenthalts lernte sie unser Team der Klimawette kennen.