Unsere Minimalismus-Challenge: Im Gespräch mit Dr. Erlijn van Genuchten
Der minimalistische Lebensstil hält uns weiter im Bann, nicht nur weil wir Euch und uns mit diesem Konzept aktuell challengen, sondern auch weil wir dadurch auch unseren CO2-Fußabdruck reduzieren können. Wieso das so ist und was das auch noch für positive Folgen für Themen wie Müll und Geld hat, haben wir im Interview mit Dr. Erlijn van Genuchten herausgefunden.
Was verbindet aus Deiner Sicht Minimalismus mit Klimaschutz?
Jedes Produkt, das ich kaufe, hat einen CO2-Fußabdruck, weil es u.a. Materialien braucht, es produziert werden muss, verpackt, geliefert und auch beim Lebensende verarbeitet werden muss. Das braucht alles Ressourcen. Das heißt also auch, dass je minimalistischer ich lebe, desto weniger Ressourcen verbrauche ich und desto geringer ist automatisch meinen CO2-Fußabdruck. Und je geringer mein CO2-Fußabdruck ist, desto besser in Bezug auf Klimaschutz.
Du hast zwei Bücher zum Thema Müllreduktion und zum Thema Geld sparen geschrieben. Welchen Einfluss hat hier Minimalismus?
Ich habe zwei Online Kurse dazu gestaltet (keine Bücher geschrieben; in meinem Buch bringe ich 365 Ideen zu einem nachhaltigeren Alltag zusammen). Bzgl. Müllreduktion: wenn ich minimalistischer lebe und weniger benutze und kaufe, heißt das automatisch, dass ich weniger Abfall produziere. Sowohl Abfall von den Produkten selbst beim Lebensende als auch zum Beispiel Verpackungsmaterial.
Wenn ich anfange minimalistischer zu leben und erst mal meine Wohnung entrümpele, kann es natürlich sein, dass ich erst mal mehr Abfall produziere. Wobei das nicht unbedingt sein muss wenn ich vieles weggebe, verkaufe, oder in Recycling gebe.
Und ein minimalistischeren Lebensstil kann auch deutlich günstiger sein, da ich vieles erst gar nicht kaufe und z.B. eine kleinere Wohnung brauche, was wiederum Miete spart oder günstiger ist zu kaufen.
Mit Deiner Arbeit als Coach und Autorin willst Du den Menschen den Zugang zu einem nachhaltigeren bzw. minimalistischeren Leben vereinfachen. Wie kann das funktionieren?
Richtig. Ich tue dies, indem ich jeden Tag teile wie ich meinen eigenen Alltag nachhaltiger oder minimialistischer gestalte und meine Erfahrungen damit. Die meisten dieser Ideen sind sehr leicht umsetzbar, also die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass etwas dabei ist was auch für dich leicht umsetzbar ist. Und bei manchen Ideen kommst du vielleicht auf Ideen, die in deinem Alltag noch besser passen. Das ist wunderbar! Und wichtig ist dabei, mit Änderungen anzufangen, die dir leicht fallen. Und du brauchst nicht von dir selbst zu erwarten, perfekt zu werden. Jede einzelne Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit und Minimalismus ist nämlich schon sehr hilfreich!
Du hast einen psychologischen Background. Warum finden heute mehr und mehr Menschen einen minimalistischen Lebensstil ansprechend?
Ich persönlich finde es sehr ansprechend, weil viel mehr Zeit und Energie übrig bleibt für was mir wirklich wichtig ist. Zum Beispiel ist mir heute aufgefallen, dass einige Sachen noch auf dem Tisch unaufgeräumt rumliegen. Jedes Mal wenn ich daran vorbei laufe, scannen meine Augen, was ich davon aufräumen kann. Bei jedem Objekt mache ich eine Blitzentscheidung, was kognitive Ressourcen braucht was wiederum auf Dauer müde macht. Wenn ich weniger Sachen habe, brauche ich mich auch weniger häufig entscheiden und muss ich weniger lange aufräumen, was zu mehr Zeit, mehr Energie und mehr innere Ruhe führen kann.
Was ist Dein ganz persönlicher Tipp, um einfach minimalistischer zu leben?
Ich selber habe erst mal angefangen mir bei Neu-Einkäufen zu überlegen: Brauche ich das wirklich? Z.B. ein Eierschneider: sehr günstig im Angebot beim Supermarkt und ja, damit kann ich Eier leichter schneiden. Aber das geht auch mit einem Messer und für das eine Mal im Jahr, dass ich den Eierschneider nutzen würde, möchte ich dies nicht in meiner Wohnung rumliegen haben. Alleine die Gedanke es NICHT zu kaufen, lässt mich durchatmen. Mein nächster Schritt war bei Geschenken mir Gutscheine für Erlebnisse zu wünschen. Und jetzt geht es weiter zu schauen, wie ich das was ich schon habe, entrümpeln kann.
Liebe Erljin, vielen Dank für das Weiten unseres Blickes auf die vielen Zusammenhänge in unserem Leben, die vielen Kleinigkeiten, die uns beschäftigen, obwohl sie manchmal mühsam sind und uns Energie kosten. Ganz klar hilft uns also ein aufgeräumtes Zuhause und wenn weniger Gegenstände vorhanden sind, müssen wir sozusagen ja auch seltener aufräumen, das gefällt uns. Am Ende des Tages ist also mehr Energie für die schönen Dinge im Leben da und vielleicht auch genug Kraft, um sich weiter mit dem Klimaschutz zu beschäftigen.
Eure Pia, Andrea und Jacqueline!
Für alle, die bisher noch nicht so viel über die Klimawette wissen: Wir möchten bis zu den nächsten Klimaverhandlungen in Glasgow im Herbst diesen Jahres 1 Million Menschen gewinnen, die mit uns ihre Stimme für besseren Klimaschutz erheben. Mit einer real eingesparten Tonne CO2 (im Wert von 25 Euro) bist Du dabei! Denn wir wollen zeigen: Klimaschutz ist uns wirklich wichtig! Ob von zu Hause aus, auf den Straßen oder eben in Glasgow. Macht mit und feiert mit uns ein gutes klimafreundliches Leben!
