Inspiration

Unsere Minimalismus-Challenge: Interview mit Verena Schürmann

Minimalistisch zu leben bedeutet nicht nur leichter durchs Leben zu gehen oder ein aufgeräumteres zu Hause zu haben - es kommt auch dem Klima zugute! Den Auftakt in unserer Minimalismus-Challenge macht unser Interview mit Minimalismus Coach Verena Schürmann. Sie weiß was hilft, wenn man sich von Dingen erdrückt füht und einfach wieder zurück zum Wesentlichen möchte oder aber einen Teil zum Umweltschutz beitragen möchte durch sein eigenes Verhalten. 

Was verbindet Minimalismus mit Klimaschutz?

Minimalismus und Klimaschutz verbinde ich damit, dass weniger Ressourcen verschwendet werden. Wer sich genau überlegt was er wirklich zum Leben braucht, konsumiert weniger. Viele Minimalisten kaufen Qualität vor Quantität. Das heißt, dass ein Produkt länger verwendet werden und im besten Fall repariert werden kann. Einige kaufen gerne Secondhand, wie ich auch, so gibt man den Dingen ein zweites Leben, ohne dass dafür etwas Neues produziert werden muss. Viele Minimalisten verzichten sogar auf ein Auto. Der minimalistischste Weg sich fortzubewegen, ist einfach zu Fuß zu gehen oder den ÖPNV zu nutzen. Wir haben zudem vor ein paar Jahren angefangen, unseren Müll zu reduzieren und so gut es geht auf Plastik zu verzichten. Seit drei Jahren leben und essen wir nun vegan. Ich denke, wenn man anfängt sich bewusst mit seinem Konsum auseinanderzusetzen, bleibt es nicht beim Ausmisten, da wird früher oder später jeder Bereich des Lebens hinterfragt.

Du bist Coachin und Autorin des Buches „Man nennt uns Minimalisten“. Was möchtest Du den Menschen zum Thema Minimalismus vermitteln?

Das Thema Minimalismus gibt es schon immer. Erst in den letzten Jahren ist ein wahrer Hype darum entstanden. Als wir vor 6 Jahren anfingen unseren Keller auszumisten, kannten wir den Begriff gar nicht. Es tat einfach gut diese Dinge gehen zu lassen, mehr Platz und Zeit zu haben, sich nicht mehr darum kümmern zu müssen. Erst als zwei Jahre später der Keller fast leer war, stieß ich auf den Begriff Minimalismus. Wir haben gemerkt, dass es im Leben nicht darauf ankommt, arbeiten zu gehen um Dinge anzuhäufen. Wenn du später von dieser Welt gehst, wirst du dich nicht an das teure Handy erinnern, das du 2016 mal gekauft hast. Aber du wirst dich an viele schöne Momente deines Lebens erinnern. An deine Familie, Freunde, Urlaube, gemeinsame Erlebnisse, Abenteuer, den Strandspaziergang, das Picknick am See... Ich möchte den Menschen zeigen, dass es kein Verzicht ist weniger Dinge zu besitzen, sondern ein Gewinn. Ein Gewinn an Platz, Luft zum atmen, Energie und Zeit für die wirklich wichtigen "Dinge" im Leben. Es ist bereichernd, nur noch Dinge um sich zu haben die man mag und regelmäßig benutzt. Man hat den Überblick über seinen Besitz, es lenkt dich nicht mehr so viel ab und du kannst dich mehr auf dich selbst fokussieren.

Quelle: Verena Schürmann

Warum leben nicht mehr Menschen minimalistisch, wenn es so viele Vorteile hat?

Der Minimalismus ist momentan noch eine kleine Nische in der großen Konsumwelt. Einer Welt, in der immer alles schneller, höher, weiter, besser sein muss. Wir alle wurden so geprägt durch die Gesellschaft und die Medien, das Konsum etwas Tolles ist und glücklich macht. Der Mensch ist ein Herdentier und will dazu gehören. Die wenigsten machen sich Gedanken darüber, was sie selbst wirklich wollen, sondern laufen einfach der Masse hinterher. Wenn der Nachbar und der Arbeitskollege das so machen, wird es wohl richtig sein. Da muss man schließlich mithalten können. Die Menschen sind heute permanent abgelenkt durch Impulse von Außen, dass sie verlernt haben, auf sich selbst und ihre Bedürfnisse zu hören. Das ist ein innerer Prozess der erst ins Rollen gebracht werden muss. Bei Manchen geschieht das, wenn es fast zu spät ist, nämlich dann wenn sie krank werden.

Wie kann ein sanfter Einstieg in den Minimalismus aussehen?

Der Einstieg in den Minimalismus sieht für jeden anders aus. Manche beginnen mit dem Ausmisten, dem Müll reduzieren, Zero Waste zu leben oder ihre Ernährung zum Beispiel auf vegan umzustellen. Wer wirklich mal wissen möchte, wieviel er an materiellen Dingen braucht um glücklich zu sein, dem kann ich ein Urlaub mit Rucksack empfehlen. Jeder kennt es vermutlich, es wird ein riesiger Koffer für den Urlaub gepackt und die Hälfte davon nimmt man unbenutzt wieder mit nach Hause. Nur mit Handgepäck zu verreisen kann eine ganz neue Erfahrung sein. Mein Mann und ich waren vor zwei Jahren auf dem Jakobsweg unterwegs. In unseren Rucksäcken befand sich gerade soviel, wie wir wirklich brauchten. Jedes Teil wurde täglich benutzt. Wir hatten zu jeder Zeit etwas zum Anziehen, Essen, Wasser und abends ein Bett und eine Dusche. Es war so befreiend zu wissen, dass alles was ich wirklich an materiellen Dingen brauche, in meinem Rucksack ist. Nicht mehr und nicht weniger.

Was denkst Du: Kann Minimalismus die Welt bzw. die Menschheit retten?

Minimalismus wird die Welt vermutlich nicht retten, aber vielleicht ein kleines Stückchen besser machen.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass das Thema Minimalismus präsenter wird. Denn der Kern besteht darin, sich selbst und seine Bedürfnisse wieder ganz neu kennenzulernen. Menschen die achtsam mit sich selbst umgehen, sind auch achtsamer ihren Mitmenschen, den Tieren, Pflanzen und der Natur gegenüber.

Was ist Dein ganz persönlicher Tipp, um einfach minimalistischer zu leben?

Als Tipp für den Einstieg nenne ich gerne die Kistenmethode: Nehmt euch eine Schublade oder einen Schrank vor, z.B. im Bad. Räumt alles in einen Karton und putzt den Schrank aus. Es dürfen nur die Dinge herausgenommen werden, wenn ihr sie wirklich benutzt. Danach werden sie zurück in den Schrank gestellt. Alles was nach vier Wochen noch in der Kiste ist, kommt weg! Ihr werdet euch wundern, wieviele Dinge ihr gar nicht vermisst. Spendet oder verschenkt die Sachen, jemand anderes freut sich bestimmt noch darüber. Noch ein paar Alltagstipps: Kocht öfters mit frischen Zutaten, geht mehr zu Fuß oder fahrt mit dem Rad, lasst den Fernseher aus und quatscht stattdessen mit Freunden oder der Familie, lest ein Buch, bestellt Werbung und Newsletter ab. Möchtet ihr etwas kaufen, fragt euch, ob ihr es wirklich braucht. Verlasst den Laden und fahrt nach Hause. Wollt ihr es ein paar Tage später immer noch haben? Macht euch eine Wunschliste und wartet vier Wochen bis ihr etwas kauft. Wisst ihr nach vier Wochen noch was auf der Liste Stand? 

Ein wichtiger Tipp zum Schluss: Hört auf euer Bauchgefühl und eure Bedürfnisse!

Liebe Verena damit triffst Du es auf den Punkt. Wir danken Dir für Deine tollen Tipps und Tricks was ein minimalistisches Leben rund machen und werden uns gleich die eigenen Kisten und Schränke vornehmen, um mehr Platz zu schaffen. Am Ende ist mehr Platz für die wirklich schönen Dinge und vielleicht auch mehr Zeit sich Themen wie dem Klimaschutz zu widmen!

Eure Andrea, Jacqueline und Jannik!

Für alle, die bisher noch nicht so viel über die Klimawette wissen: Wir möchten bis zu den nächsten Klimaverhandlungen in Glasgow im Herbst diesen Jahres 1 Million Menschen gewinnen, die mit uns ihre Stimme für besseren Klimaschutz erheben. Mit einer real eingesparten Tonne CO2 (im Wert von 25 Euro) bist Du dabei! Denn wir wollen zeigen: Klimaschutz ist uns wirklich wichtig! Ob von zu Hause aus, auf den Straßen oder eben in Glasgow. Macht mit und feiert mit uns ein gutes klimafreundliches Leben!