Inspiration

Unsere Ernährungs-Challenge: Im Gespräch mit Linda von Glahn

 

Auch das Thema Bildung im Bereich der Ernährung spielt in unserer Ernährungs-Challenge eine wichtige Rolle. Sich richtig, ausgewogen und gesund zu ernähren, erlernen wir bereits in Kindesjahren. Diesen Aspekt hat sich die Sarah-Wiener-Stiftung zu Herzen genommen und bietet Kindern und Jugendlichen erlebnisorientierte Bildungsprogramme an, um den gesamten Ernährungskreislauf zu beleuchten und Impulse für nachhaltiges und genussvolles kochen zu setzen. Wir haben mit der Referentin Linda von Glahn über die genauen Hintergründe gesprochen und darüber, was die Zielgruppe so besonders macht. 

Ökotrophologin & Referentin bei der Sarah Wiener Stiftung

Linda von Glahn ist als Referentin im Bildungsteam der Sarah Wiener Stiftung für die (Weiter-) Entwicklung der Fortbildungen und Bildungsmaterialien in praktischer Ernährungsbildung zuständig. Das Thema Ernährung begleitet sie seit Beginn ihrer Berufslaufbahn: Die Ökotrophologin war zunächst als hauswirtschaftliche Fachanleiterin in einer Kita tätig, es folgte die Weiterbildung und Arbeit als Fachberaterin für Familien zur Säuglings- und Kinderernährung. Ihre Lehrtätigkeit an einer Berufsfachschule für SozialassitentInnen und die Arbeit bei einem Caterer für Kita- und Schulverpflegung bereichern ihren Erfahrungsschatz in allen Bereichen der Kinderernährung.

Euer Motto ist „für gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen“. Was bedeutet „vernünftig“ hier für Euch?

Damit meinen wir einen bewussten Umgang mit frischen und möglichst unverarbeiteten, schwerpunktmäßig pflanzlichen Lebensmitteln. Bei der Lebensmittelwahl im Rahmen unserer Projekte denken und handeln wir regional, saisonal und nachhaltig und vermitteln diese Haltung auch den teilnehmenden Kindern. Ganz wichtig ist uns auch dabei, dass sie verschiedene Geschmäcker kennen lernen und Genuss erleben.

Quelle: Sarah Wiener Stiftung | photothek

Die Sarah Wiener Stiftung engagiert sich für eine bessere Ess- und Kochkultur bei Kindern. Warum sind Kinder Eure Zielgruppe?

Zahlreiche Studien belegen, dass sich immer weniger Kinder mit Lebensmitteln und ausgewogener Ernährung auskennen. In vielen Familien wird nicht mehr frisch gekocht. Damit gehen wichtige Alltagskompetenzen verloren, wie die Qualität von frischen Lebensmitteln beurteilen zu können, sie zu verarbeiten, sie zuzubereiten und sie zu genießen. Gleichzeitig nehmen Krankheiten wie Übergewicht bei Kindern zu. Eine einseitige Ernährung spielt dabei oft eine Rolle. Dieser Entwicklung möchten wir entgegenwirken, indem wir Kindern die nötigen Kompetenzen und das Wissen dafür vermitteln, ein gesundheitsförderliches Essverhalten auszubilden. Denn dieses ist in den frühen Lebensjahren entscheidend: Wenn eine ausgewogene Ernährung schon für junge Kinder alltäglich ist, dann übernehmen sie dieses Verhalten auch eher im späteren Leben.

Was versucht Ihr Kindern beizubringen? Und wie wichtig ist dabei Nachhaltigkeit und Klimaschutz?

Wir möchten Kinder für eine vielseitige Ernährung und das Kochen mit frischen Zutaten begeistern. Außerdem gehört dazu für uns auch, ihnen einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln nahezubringen, beispielsweise indem sie erleben, wie Gemüse angebaut wird und wieviel Arbeit darin steckt. Denn vielfach ist dieses Wissen über die Herkunft und die Zubereitung frischer Lebensmittel immer weniger vorhanden. Die Dimension Nachhaltigkeit wird bei unseren Bildungsangeboten immer mitgedacht. Wir veranschaulichen den Kindern, dass ein bewusster Umgang mit Essen bereits beim Einkauf beginnt und erläutern den Zusammenhang zwischen Essverhalten und Umwelt.


Die Sarah Wiener Stiftung bietet unter anderem das Projekt „Nachhaltig handeln in Supermarkt und Küche“ an. An wen richtet sich das Angebot und was umfasst es?

Wie kaufen wir Lebensmittel ein? Wie kochen wir? Und wie beeinflusst unser Konsum- und Essverhalten unsere Umwelt? Solche Fragen behandeln wir in dem Bildungsangebot. Dabei wird das Thema Ernährung ganzheitlich betrachtet – vom Verständnis für die Herkunft und Produktion von Lebensmitteln über den bewussten Konsum bis hin zum ressourcenschonenden Zubereiten. Teil des Angebots ist eine Fortbildung mit interaktiven Lernmodulen für pädagogische Fach- und Lehrkräfte an Kitas und Grundschulen. Die PädagogInnen werden befähigt, die Themen nachhaltiges Konsumieren, Kochen und Essen in den Kita- und Schulalltag zu bringen. Anhand von Basisrezepten wird Wissenswertes zu einem bewussten Ernährungsstil praktisch vermittelt. Zu den Fortbildungsinhalten gehören ebenso Themen wie die Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel, die Verwendung fair gehandelter Produkte oder die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Das Ziel dahinter: Kinder für nachhaltiges Handeln im Bereich Ernährung sensibilisieren.

Quelle: Sarah Wiener Stiftung | photothek

In aller Kürze: Wie können Kinder nachhaltig handeln, wenn es ums Essen und Kochen geht?

Indem sie sich kindgerecht mit der Ressourcenfrage beschäftigen, bauen sie eine positive Beziehung zu ihrer Umwelt auf. Wenn sie erfahren und erleben, welche Aspekte zu einem nachhaltigen Essverhalten gehören und wie leicht diese umzusetzen sind, verinnerlichen sie Verhaltensweisen, die sie auch später selbstverständlich praktizieren. Zu einem nachhaltigen Ernährungsverhalten gehört u. a. die Verwendung frischer, möglichst unverarbeiteter Lebensmittel aus der Region und entsprechend der Saison. Empfehlenswert ist Bioqualität, und bei tierischen Produkten sollte darauf geachtet werden, dass die Tiere artgerecht gehalten werden. Günstig für die Umwelt ist auch, wenn dabei wenig Verpackungsmüll anfällt. Natürlich geht es auch darum, dass Kinder einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln lernen. Zum Beispiel erleben sie, dass ein Apfel mit einer kleinen Delle trotzdem noch gegessen oder zu Apfelkompott verarbeitet werden kann. Und Möhren und Gurken auch gut schmecken, wenn sie krumm und schief sind.

Können Kinder auch das Koch- und Essverhalten der Familie positiv beeinflussen?

Auf jeden Fall! Erfahrungen, die Kinder in der Kita oder Schule machen, tragen sie natürlich mit nach Hause. Das hat auch die externe Evaluation der Ich kann kochen!-Initiative der Sarah Wiener Stiftung und der BARMER gezeigt: Viele Kinder möchten unsere Rezepte, die sie in der Kita gekocht haben, zu Hause mit den Eltern ausprobieren und ihnen zeigen, was sie gelernt haben. Auch Impulse wie gemeinsames Einkaufen und die Begeisterung, neue Lebensmittel kennenzulernen, tragen viele Kinder weiter und wecken damit ein Interesse bei Eltern oder Geschwistern. Wenn Eltern und Kitas und Grundschulen beim Thema Ernährung zusammenarbeiten, ist das ein Gewinn für alle, insbesondere für unsere Kinder.

Vielen Dank für Deine Antworten und Einblicke in Eure Arbeit bei der Sarah-Wiener-Stiftung. Ein äußerst wichtiges Thema, die Kinder und Jugend von kleinauf für gesündere und nachhaltigere Ernährung zu sensibilisieren. Wir freuen uns sehr, dass Eure Stiftung unsere Klimawette unterstützt!

Für alle, die bisher noch nicht so viel über die Klimawette wissen: Wir möchten bis zu den nächsten Klimaverhandlungen in Glasgow im Herbst diesen Jahres 1 Million Menschen gewinnen, die mit uns ihre Stimme für besseren Klimaschutz erheben. Mit einer real eingesparten Tonne CO2 (im Wert von 25 Euro) bist Du dabei! Denn wir wollen zeigen: Klimaschutz ist uns wirklich wichtig! Ob auf dem Teller, auf den Straßen oder eben in Glasgow. Macht mit und feiert mit uns ein gutes klimafreundliches Leben!

Eure Andrea, Jacqueline und gesamte Team der Klimawette

Über die Sarah Wiener Stiftung

Seit 2007 engagiert sich die Sarah Wiener Stiftung „für gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen“: In erlebnisorientierten Bildungsprogrammen lernen Kinder und Jugendliche, welche Wege unser Essen nimmt, wie wir in Supermarkt und Küche selbstbestimmt und nachhaltig handeln und wie man mit frischen Zutaten ausgewogen und genussvoll kocht – bundesweit und kostenfrei.

www.sarah-wiener-stiftung.de

Quelle: Sarah Wiener Stiftung | Thomas Panzau