Inspiration

Interview mit Chiara Brendel

Heute stelle ich Euch Miss Chiara vor, die seit neuestem auch in unserem Klimawetten-Team ist. Chiara Brendel ist 22 Jahre jung und Studentin der Angewandten VWL in Osnabrück. Chiara beschäftigt sich auch gerne mit Design. So stammen die Website des Vereins 3 fürs Klima und einige Werbeflyer der Klimawette aus ihrer genialen Feder.

Liebe Chiara, magst Du uns ein wenig von Dir erzählen? Was ist Dein persönlicher Weg zum Klimaschutz?

Gerne. Den Klimaschutz habe ich erst vor nicht allzu langer Zeit für mich entdeckt, und zwar durch die Fridays for Future Bewegung. Als die Ortsgruppe in Osnabrück anfing, regelmäßige Streiks und Demos durchzuführen, bin ich mit Freunden jeden Freitag mitgezogen. Zeitgleich habe ich auch Wahlkurse in meinem Studium gewählt, die sich mit nachhaltiger Gestaltung von Wirtschaft und Wachstumsalternativen beschäftigten. Außerdem habe ich den Unverpackt-Laden in Osnabrück für mich entdeckt, regelmäßig DIY Kosmetik gemacht und mich auf Kleidertauschmärkten herumgetrieben. Dabei habe ich gemerkt, dass man auch – oder gerade - mit einem kleinen Geldbeutel als Student das Leben nachhaltig gestalten kann. In meinem Auslandssemester trieb es mich dann nach Südostasien, wo Umweltprobleme sehr offensichtlich sind und viele Menschenleben kosten. Als während meiner Zeit in Hanoi beispielweise eine Bleifabrik abbrannte, wurde das Wasser und die Luft in der Umgebung vergiftet. Ich lernte es wie nie zuvor zu schätzen, saubere Luft, sauberes Wasser und saubere Straßen zu haben. Doch während in den Vorlesungen der Uni diese Probleme erkannt und diskutiert wurden, wird es noch viele Jahre dauern, bis Wille und Mittel vorhanden sind, um diese Probleme effizient zu bekämpfen. Ich wünsche mir deshalb, dass die unterschiedlichen Länder und Menschen stärker zusammenarbeiten, um die Umwelt zu erhalten und das Leben für alle Menschen lebenswerter zu gestalten

Ich finde es sehr schön, wie Du sagst, dass man sich auch als junger Student das nachhaltigere Leben leisten kann. Ich finde es auch krass, wenn man sich vor Augen führt, wie selbstverständlich wir doch sauberes Trinkwasser, Luft und auch unsere Umgebung nehmen. Wie schnell wir merken würden, wenn dem nicht mehr so wäre. Ok, jetzt weiter. Was führte Dich zum Verein "3 fürs Klima" und dann in unser Klimawette-Team?

Noch aus Hanoi bewarb ich mich für ein Praktikum beim Umweltbundesamt in Dessau. Ich landete in der Abteilung „nachhaltiger Konsum“ und lernte dort viel darüber, wie Einzelne systematisch und effizient ihren Einfluss auf das Klima minimieren können. Das erste Mal stieß ich auf den Begriff des klimaneutralen Lebens und war sofort begeistert. Kurz nach Beginn meines Praktikums wurde ich deshalb Gründungs- und Vorstandsmitglied bei „3 fürs Klima“. Im Juli stieg ich dann bei der Klimawette ein. Ich freue mich sehr auf den Start der Wette und hoffe, damit wirklich etwas verändern zu können.

Oh, da bin ich zuversichtlich. A propos: Siehst Du Dich als Optimistin, Realistin oder Pessimistin, wenn es um die Zukunft unserer Erde geht? Was treibt Dich an, Dich einzusetzen?

Eine Mischung aus allem, würde ich sagen. Vor allem aber bin ich Idealistin. Obwohl mich der Kurs, den wir in Sachen Klimapolitik fahren, eher pessimistisch stimmt, glaube ich trotzdem daran, dass wir das Ruder noch herumreißen können, wenn wir es wirklich wollen. Ich glaube, dass viele Menschen nur einen Stupser brauchen, um sich stärker für Klimaschutz einzusetzen, weil das Thema oft doch komplex und überfordernd wirkt. Was für mich die FFF-Bewegung war, kann für andere vielleicht die Klimawette sein. Also gehen wir es gemeinsam an!

Absolut, mit Herz und Verstand. Wenn Du ein Motto hättest oder hast, das Dich ausmacht, welches wäre es?

Meine wichtigste Leitlinie im Leben ist, nicht immer nur nach mehr zu streben, ohne sich zu fragen, wieso.

Gerade uns jungen Menschen geht es wohl oft so, dass wir innerlich eine Liste führen mit Dingen, die wir erreichen müssen, um ein erfülltes Leben zu führen: eine erfolgreiche Karriere, ein großes Haus oder die ganze Welt sehen. Und während es wichtig ist, Träume zu haben, muss es doch immer wieder Momente geben, in denen man innehält und sich fragt: warum will ich das wirklich? Bin ich dann wirklich glücklicher?

Wenn wir es mehr schaffen würden, mit dem Status quo glücklich zu sein anstatt immer mehr zu wollen, ginge es nicht nur der Welt, sondern auch uns selber besser.

Du sprichst hier etwas so Essentielles an, dass ich direkt eine Gänsehaut kriege, Chiara. Die innere Einstellung wird oft so unterschätzt in der Nachhaltigkeits-Debatte und in vielen anderen relevanten Bereichen. Und doch, wenn man klarer in sich lebt und sich gut fühlt mit dem, was man macht und ist, dann braucht man automatisch weniger und konsumiert und lebt bewusster. Dann sind unsere Taten und Konsumentscheidungen bewusster und wir wissen und fühlen, warum wir das wirklich wollen, wie Du sagst. Jetzt aber konkreter: Was machst Du im privaten Leben, um ökologischer zu leben? Wo siehst Du Deine Stärken, was würdest Du gerne, z.B. im Rahmen unserer Klimawette-Challenges, nochmal besser machen?

Ich bin selber seit vielen Jahren Vegetarierin, fahre mit dem Fahrrad und den Öffis und gebe wenig Geld für Konsum aus. Allerdings würde ich gerne oft noch bewusster einkaufen. Außerdem wollte ich schon immer mal einen ganzen Monat lang vegan leben. Vielleicht gibt mir eine der Klimawetten-Challenges ja den nötigen Anstoß dafür?

Quelle: Hoach Le Dinh
Quelle: Fernando Meloni

Davon bin ich überzeugt, Chiara. Aus Deinen Worten liest man ganz klar einen Menschen heraus, der immer weiter danach strebt sich und seinen Impact auf die Welt zu verbessern und zu verstehen. Mich berührt auch gerade diese Mischung aus Bescheidenheit, Tiefe und Vision. Warst Du schon immer so, Chiara?

Ich habe immer schon versucht, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Als Teenager habe ich mit behinderten Menschen zusammengearbeitet, ehrenamtlich ältere Mitmenschen im Altersheim besucht und in einem Freiwilligenjahr in Südafrika Nachhilfe gegeben. Später habe ich mich für die Inklusion von Geflüchteten auf unserem Campus eingesetzt und mich in einem Hochschulgremium eingebracht.

Da sind wir gespannt, was Du in der Klimawette und darüber hinaus noch alles bewegen wirst, liebe Chiara. Auf einen baldigen Plausch wieder im Klimawette-Blog.

So, liebe Klimawettler, haben wir nicht einfach nur ein tolles Team? Ich tausche mich heute das 1. Mal so richtig persönlich mit Chiara aus. Davor war es nur zur Sache bzw. zur Wette. Habt Ihr Fragen an Chiara? Und wie engagiert Ihr Euch so?

In Vorfreude auf eure Kommentare

Santa mit Team